Jeder Quadratmeter zählt!
Umweltbeauftragte der Landeskirchen auf Exkursion bei der „Aktion Südpfalz-Biotope“ 👍

Auf einem Biotop der „Aktion Südpfalz-Biotope“ (Geschäftsbereich der NVS-NaturStiftung Südpfalz) bei Kleinfischlingen erfuhren Umweltbeauftragte der Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wie es gelungen ist wertvolle Lebensräume für Neuntöter, Schmetterlinge und Orchideen zu schaffen. „Jeder Quadratmeter zählt für die Natur!“ ist Kurt von Nida, 2. Stiftungsvorsitzender, überzeugt. „Es ist eine Freude zu sehen, wie vielfältig die Insekten- und Vogelwelt sich auf den Grünlandflächen entwickelt hat“.

Die Flächen werden seit einigen Jahren nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet, so dass sich dort rund 150 Pflanzenarten angesiedelt haben. Auch der seltene Neuntöter, der auf eine halboffene, reich strukturierte Landschaft angewiesen ist, hat sich dort niedergelassen.
Gerade die Vogelarten der Agrarlandschaft gehen in Deutschland sehr schnell und stark zurück. Daher sind besonders in der landwirtschaftlich geprägten Vorderpfalz Naturschutzmaßnahmen für das Überleben vieler Arten essentiell.
Für Dieter Zeiss (Vorstand der NVS-NaturStiftung Südpfalz) sind die Entscheidungsträger des öffentlichen Grundbesitzes besonders wichtige Ansprechpersonen. Daher freut er sich über das Interesse der kirchlichen Umweltbeauftragten, denn die Kirchen verpachten auch in dieser Region eigene Flächen an landwirtschaftliche Betriebe. „Sie sollten ihren Einfluss nutzen und auf eine Ausrichtung der Bewirtschaftung nach ökologischen Kriterien drängen“, so die Bitte von Dieter Zeiss. Ein Mittel dafür sind Festsetzungen in Pachtverträgen. Da die Stiftung mittlerweile über mehr als 1000 Grundstücke verfügt, um sie nach Naturschutzgesichtspunkten bewirtschaften zu lassen, haben Zeiss und seine Kolleg*innen viel Erfahrung mit der Verpachtung. „Essentiell ist der direkte Austausch mit den Pächterinnen und Pächtern. Bei guter Gestaltung ist eine nachhaltige ökologische Landbewirtschaftung ein Gewinn für alle Seiten. Denn die Bodenfruchtbarkeit steigt, so dass die Bodengüte für die Verpächter erhalten oder sogar verbessert wird. Auch die Allgemeinheit gewinnt, denn die Landschaft bekommt einen höheren ökologischen Wert und Insekten, seltene Blütenpflanzen und Vögel können ihre Lebensräume wieder besiedeln.“ Zudem gleichen Programme der Agrarförderung die Mehrkosten für die Landwirt*innen aus. Hemmnisse für mehr Naturschutz sind die hohe Bürokratie für die Fördermittelverwaltung, komplizierte Grundstücksverhältnisse und die Schwierigkeit Beharrungskräfte zu überwinden.
Dies erschwert auch die Verbindung der Lebensraum-Mosaike zu einem Biotopverbund. Meike Wagner, Umweltwissenschaftlerin bei der Aktion Südpfalz-Biotope, zeigt den kirchlichen Vertreter*innen auf einer Karte, wo Lebensräume eine Verbindung benötigen. Die Umweltbeauftragten können es direkt in der Landschaft nachvollziehen. „Große Felder und Wingerte ohne Randstrukturen verhindern den genetischen Austausch innerhalb der Arten und deren Ausbreitung. Solche Wanderkorridore sind besonders für Amphibien wichtig, aber den Biotopstrukturen entlang der Bäche vom Haardtrand Richtung Rhein fehlen die Querverbindungen“, erklärt Wagner. Für die Planung des Biotopverbundes wurden auch Grundstücke des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz bei der Kartierung aufgenommen. Bei der Umsetzung wollen sich die Beteiligten nun intensiv abstimmen.

Die Umweltbeauftragten aus allen Teilen Deutschlands haben wertvolle Anregungen mit in ihre Landeskirchen mitgenommen. Klar wurde, dass das intensive Kümmern eine hohe Fachkompetenz erfordert und eine gute Vernetzung und Ortskenntnis. Doch der Einsatz lohnt sich, denn: „Jeder Quadratmeter zählt“, so sind nach der Exkursion alle überzeugt.

Im Gegenzug erfuhren die Akteure der Aktion Südpfalz-Biotope auch einiges über die lokale Situation bei den verschiedenen Landeskirchen und es wurden Erfahrungen im Zusammenhang mit Verpachtungen und den Beiträgen der Landwirte zum ökologischen Vorrang ausgetauscht. Dabei wurde festgestellt, dass Agrarförderprogramme noch nicht ausreichend oder mangelhaft genutzt werden, dass bürokratische Prozesse immer wieder zu Komplikationen führen und dass Landwirte bei Naturschutzthemen noch zu zurückhaltend sind.

In der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (AGU) arbeiten die Umweltbeauftragten auf Bundesebene zusammen. Die Gruppe war vom 4. bis 6. Oktober 2021 für eine Tagung zu Gast in Landau. Impulse für eine christliche Spiritualität gehört für sie mit einem konkreten Einsatz für Natur und Klima sowie einem politischen Auftreten zusammen. Die Gruppe ist beeindruckt von der Aktion Südpfalz-Biotope, die einen großen Beitrag für die Biodiversität in der Region leistet, in dem sie Flächen durch eine zielgerichtete Pflege ökologisch aufwertet. Basis dafür ist die über 50-jährige ehrenamtliche Naturschutzarbeit des Naturschutzverbandes Südpfalz e.V. .