26.11.2019 | Aktion Südpfalz-Biotope Auftaktveranstaltung 22.11 in Hochstadt: Eröffnungsansprache von Kurt von Nida (zweiter Vorsitzender) zum Nachlesen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, liebe Mitstreiter!

… un dann sin die tatsächlich all kumme!
Hocherfreut über die große Gästeschar darf ich Sie – als der ungeduldige Antreiber der Aktion Südpfalz-Biotope – heute in eine mit Sicherheit informative und anregende Veranstaltung einführen.
Kann man dieses Treffen solch überwältigend vieler verantwortungsvoller Menschen noch anders deuten als einen überzeugenden Schritt hin zu handfesten Maßnahmen? Zur Aufwertung unserer bedrängten natürlichen Lebensräume?
Haben wir verstanden, dass es unserem, oft so generös zitierten, guten alten Naturhaushalt wirklich an den Kragen geht?
Und gleich am Anfang wollen wir begründen, warum wir Biotop-Liebhaber die Entscheidungsträger für den öffentlichen Grundbesitz als wichtigste Ansprechpartner eingeladen haben.
Entlassen wir jedoch bei solcher Priorität die Besitzer und Bewirtschafter der privaten Äcker, Wingerte, Wiesen aus der Verantwortung? Keineswegs!!

Auftaktveranstaltung
Bildquelle: Franca Gauly

Immerhin sehen wir überall grüne Kreuze in den Gemarkungen. Damit wird auch protestiert gegen befürchtete Gewinneinbußen der Bauern durch verschärfte Umweltauflagen, die letztlich ihre Mitbürger einfordern.
Gehen aber die – beim Pestizideinsatz auf den Äckern so kritischen – Mitbürger mit ihrem eigenen öffentlichen Besitz so um, wie es der Artenvielfalt gut täte?? Leider auch nicht!
Haben wir Mitbürger also nicht verstanden, dass erst mal wir selbst unsere Hausaufgaben machen müssen bei der Aufwertung und Pflege so vieler stiefmütterlich behandelter Flächen? Ich habe diese im Sinn einer neuen Wertschätzung „Dorfgemeinschaftsbiotope“ getauft.
Müssen wir deshalb nicht zu einem allgemeinen Aufbruch antreten, am besten gemeinsam in gegenseitigem Vertrauen?
Mit dem zahlreichen Besuch signalisieren Sie als Entscheidungsträger diese Bereitschaft. Längst schon sind ja einige Dörfer in der aktiven Phase mit Eh-da-Flächen und anderen Initiativen.
Können wir zusammen den Versuch wagen, uns mit der Aktion Südpfalz-Biotope zu identifizieren, wenn sie integriert und nicht spaltet? Wenn sie allerorten zu konstruktiven Maßnahmen einlädt? Wenn sie auch kleine Schritte mitnimmt und zu g r o ß e n Mut macht?

Liebe Gäste, liebe Mitstreiter,
so viel Gemeinsamkeit macht Hoffnung. Schöpfen wir heute diese Hoffnung aus der gegenseitigen Vergewisserung unseres Willens, schief gelaufene Entwicklungen in der Pflege zu stoppen und wertvolle Biotope optimal zu gestalten und zu erhalten.
Es sind viele Entscheidungsträger gekommen, viele Verantwortliche. Daneben haben wir viele Berater eingeladen von der amtlichen Biotopbetreuung, der Gartenakademie bis zum Vertragsnaturschutz, auch viele ehrenamtliche Naturschützer zu einer Veranstaltung, die sich tatsächlich nur um Naturschutz dreht, damit aber entscheidend um das Schicksal unseres eigenen Lebensraums in unserer Symbioselandschaft.

Der Anlass ist gegeben durch die neu ins Leben gerufene Aktion Südpfalz-Biotope, in der mittlerweile allerhand Personen hier im Saal verstrickt sind.
Die Aktion Südpfalz-Biotope – rechtlich eine privat organisierte Einrichtung, aber mit dem sympathischen Angebot einer breiten, allgemeinen Bewegung, in der Kreise und Stadt, die Kommunen, viele Akteure in der Landschaft, selbstverständlich die Bevölkerung, mit Unterstützung alter und neuer Naturschutzorganisationen, ihre Beiträge zur Biotopaufwertung in einer – über das Land laufenden – Welle leisten können.

Seien Sie herzlich willkommen,
liebe Vertreter
des Landtags,
der Regierung mit ihren Untergliederungen bis hierher in die südliche Region: SGD Süd, DLR, Gartenakademie, Agroscience, Forstämter,
der Landkreise und der Stadt mit ihren Behörden
der beiden Kreistage und des Landauer Stadtrats
der Verbandsgemeinden und Städte mit ihren Mitarbeitern. Wir begrüßen 7 Verbandsbürgermeister und die Vertreter der Stadt Germersheim.
Von den südpfälzischen Kommunen sind heute sage und schreibe offiziell 40 !! durch Bürgermeister, Beigeordnete und Ratsmitglieder, oft sogar in Begleitung, vertreten.
Aus insgesamt 59 südpfälzischen Orten sehen wir Interessenten.
Herzlich willkommen, liebe Vertreter
der politischen Parteien, der Landwirtschaft, der Kirchen, der Naturschutzorganisationen und -initiativen, der Biologenbüros, der Jägerschaft, des Tourismus, der Dienstleistungsbranche in der Landschaftspflege, der Banken, der Industrie, BASF und Daimler, der Medien

Spontan ist der Vizepräsident der Deutschen Gartenbaugesellschaft und Leiter der Gartenakademie in Mußbach, Werner Ollig, eingesprungen, uns hier bei den kurzen Diskussionsrunden zu unterstützen. Lieber Werner, wir stehen gerne bereit, Dir dann bei Deinen Projekten mit Schulungen und Beiträgen im Gegenzug zu helfen.

Dank schon jetzt an die Betreuer der Infostände, die sich nachher auf einen Ansturm gefasst machen müssen,an unsere Diskussionsteilnehmer, an unsere Kümmerer und Helfer.

Auf einen Gast will ich jetzt hier näher eingehen. Sie wird anschließend die namentliche Begrüßung vornehmen.
Wir haben nämlich hohen Besuch aus Mainz, den ich ganz besonders willkommen heiße.

Auftaktveranstaltung
Bildquelle: Franca Gauly

Frau Höfken, Sie sind in der Funktion als Umweltministerin goldrichtig bei uns, weil wir Südpfälzer Ziele haben wie zum Beispiel insektenreiche Mähwiesen und blühende Säume, Paradiese für Heckenbrüter, Lerchengesänge über Ackerlebensräumen, schützende Schilfufer und nächtliche Laubfroschkonzerte. Da müssen wir bei unseren gemeinsamen Absichten Hand in Hand gehen.
Aber die Ansprache, um die wir Sie heute bitten, wird auch Ihre Verstrickung in die Südpfalz-Biotop-Zentrale in Kleinfischlingen betreffen. Nämlich in Ihrer Funktion als Vorsitzende der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz greifen Sie uns bei der Finanzierung zweier Personalstellen kräftig unter die Arme. Dafür hier schon einmal ein großes Dankeschön.
Eine Reihe Ihrer Mitstreiter, die häufig unsere Ansprechpartner sind, haben Sie heute begleitet. Herzlich willkommen, Ihr Lieben!

Auftaktveranstaltung
Von links nach rechts: Kurt von Nida (zweiter Vorsitzender der NVS Stiftung), Dieter Zeiß (erster Vorsitzender der NVS Stiftung), Kurt Garrecht (Vorsitzender des NVS), Ulrike Höfken (Umweltministerin des Landes RLP), Werner Ollig (DGG-Vizepräsident), Georg Herion (Vorstandsmitglied der NVS Stiftung), Ralf Horder (Vorstandsmitglied der NVS Stiftung) – Bildquelle: Franca Gauly

Ja, von einer Auftaktveranstaltung kann man gerne heute noch sprechen, auch wenn schon zehn Monate nach Förderbeginn vergangen sind. Denn was sind schon zehn Monate gegenüber den Jahrzehnten fruchtbarer Arbeit, die die Aktion noch leisten muss! (Das sagt hier ein Siebzigjähriger mit Blick auf ein junges, hochmotiviertes Team.) Einerseits in der Breite zu wirken im Verbund mit vielen Akteuren, andererseits gezielte Projekte zu entwickeln, umzusetzen und sehr lange zu betreuen.
Gerade in der Abteilung „Breitenwirkung „ strömen jetzt schon die Aufgaben auf die Zentrale zu. Die Kommunen wollen nämlich etwas tun – und das richtig!
Wir bauen zwar ein südpfälzisches Netz ehrenamtlicher Kümmerer auf, die hauptamtlichen Kräfte müssen aber gestärkt werden. Viele Kommunen würden sich diesen Motor nämlich gerne ausleihen, wie halt unter Freunden üblich.
Das verlangt nach personellen und organisatorischen Lösungen. Auch heute sehen wir wieder, dass die Aktion Südpfalz-Biotope als Mitmach-Aktion wächst.
Wer die Augen verschließt vor großen naturschädigenden Eingriffen und Entwicklungen, der betrügt sich selbst. Egal, welche kurzfristigen Belohnungen dazu verleiten.
Aber während der oft entmutigenden und anscheinend unaufhaltsamen Opferung von Biotopen durch dieses fragwürdige Verhalten greift die Natur trotzdem gemäß ihrer Strategien noch nach jedem Strohhalm, der ihr in Form von blühenden Kleinflächen, Totholzinseln und verwildernden Ecken geboten wird. Und dann erwächst die Hoffnung, dass sich aus kleinen, manchmal nur kosmetisch anmutenden Beiträgen weitere Ideen und Bereitschaft für großflächige Projekte in der Landschaft entwickeln, die dann tatsächlich bedeutende Lebensräume zur Neubesiedlung bereitstellen können.
Erledigen wir bitte mindestens die kleinen Aufgaben, die fast nichts kosten außer ein Umdenken. Und das ist doch wohl eine Kleinigkeit angesichts der Bewältigung bedrohlicher, globaler Umweltprobleme, nämlich die paar Hausaufgaben zu machen in unseren Dorfgemeinschaftsbiotopen – zum Beispiel mit gestaffelter Mahd und differenzierendem Rückschnitt.
Wir haben zudem endgültig verstanden, dass es keine Frage unserer ästhetischen Ansprüche an kommunale Grünflächen mehr sein darf, ob der Naturhaushalt aus den Fugen gerät. Wie viel Anmaßung kann man sich noch leisten?
Dann aber, wenn wir die Probleme tiefernst angehen, dann bin ich mir sicher, dass uns erfindungsreichen, ehrgeizigen Tüftlern in technischer und organisatorischer Hinsicht doch wieder einmal viele gute Lösungen einfallen.
Der ehrenamtliche und der behördliche Naturschutz sind jedenfalls schon einmal verzahnt durch die Kooperation zwischen Landkreisen, Stadt und unserer Zentrale. Die neue Datenbank der Zentrale mit Grundstücken unterschiedlichster Kategorien wird den Behörden für Planungen zur Einsicht angeboten. Als aktive Schnittstelle zwischen den Unteren Naturschutzbehörden kann die Zentrale die interkommunale Zusammenarbeit fördern.
UND: Die Bevölkerung müssen wir unbedingt auf diesen Weg des ökologischen Vorrangs mitnehmen!
Nutzen wir jetzt endlich unsere südpfälzer Umtriebigkeit, unser Temperament und unseren sprichwörtlichen Kommunikationsdrang auch für den Naturschutz!
Zum heutigen Ablauf darf ich sagen, dass nach Frau Ministerin Höfkens Ansprache noch Grußworte erwünscht sind.

Podiumsteilnehmer (von links nach rechts): Rüdiger Stenzel (Geschäftsführer Maschinenring Südpfalz e.V.), Kurt Garrecht (Landschaftsplaner), Meike Wagner (Aktion Südpfalz-Biotope), Werner Ollig (Moderator), Thomas Hörner (Landwirt, Winzer und Beigeordneter in Hochstadt), Dr. Sascha Hofmann (Erster Beigeordnerter der Stadt Germersheim) – Bildquelle: Franca Gauly

In kurzen Blöcken wollen wir zwei Themen vertiefen, die sich ganz konkret und konstruktiv mit der Landschaftspflege sowie mit dem Biotopverbund und dem Beitrag der Planer und der Landwirtschaft befassen.

Podiumsteilnehmer (von links nach rechts): Horst Frei (DLR Vertragsnaturschutz), Robin Kaltenbach (Aktion Südpfalz-Biotope), Frank Bohlender (Vorsitzender des MBR Südpfalz e.V), Werner Ollig (Moderator), Pfarrer Arno Vogt (Heiliger Laurentius in Herxheim), Dieter Zeiß(Vorstandsmitglied der NVS-Natur-Stiftung) und Philipp Bodenseh (Aktion Südpfalz-Biotope) – Bildquelle: Franca Gauly

Podiumsteilnehmer (von links nach rechts): Horst Frei (DLR Vertragsnaturschutz), Robin Kaltenbach (Aktion Südpfalz-Biotope), Frank Bohlender (Vorsitzender des MBR Südpfalz e.V), Werner Ollig (Moderator), Pfarrer Arno Vogt (Heiliger Laurentius in Herxheim), Dieter Zeiß(Vorstandsmitglied der NVS-Natur-Stiftung) und Philipp Bodenseh Mal sehen, wie wir mit der Zeit hinkommen. Wir wollen halt noch viele Stimmen in dem Konzert der beteiligten Akteure hören. Ob wir so wieder einmal zusammenkommen?
Nach dem Schlusswort unseres Stiftungsvorsitzenden Dieter Zeiß hoffen wir auf fruchtbaren Austausch bei einer kleinen Erfrischung und auf großes Interesse an den Infoständen. Ganz großen Dank Euch von den Kommunen Roschbach und Germersheim bis zu Naturschutzgroßprojekten, auch für die Maschinenausstellung draußen vor der Tür.
Wir sind voller Erwartung!!