03.12.2018 | Konzertierte Aktion in Sachen Natur
Südpfalz: In Bornheim unterzeichnen OB und Landräte Vereinbarung – Ministerin Klöckner wirbt für biologische Vielfalt
Nur miteinander und mit vereinten Kräften aller Beteiligten seien die Ziele der Biodiversität zu erreichen, ökonomischem, sozialem, kulturellem sowie ästhetischem Wert. Dies sagte Julia Klöckner (CDU), Bundesministerin für Landwirtschaft und Ernährung, am Freitagabend vor 200 Besuchern zum Thema „Förderung der Artenvielfalt“ im Dorfgemeinschaftshaus in Bornheim.
Dies ist auch das Ziel der Kooperationsvereinbarung „Aktion Südpfalz Biotope“ zwischen den Landkreisen Südliche Weinstraße und Germersheim und der Stadt Landau sowie der „Stiftung zum Schutz von Landschaft und Natur in der Südpfalz“, die an diesem Abend von beiden Landräten Dietmar Seefeldt und Fritz Brechtel (beide CDU) sowie Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) unterzeichnet wurde. Brechtel sprach von einer Vision für die Südpfalz, die artenreichen und schutzwürdigen Biotope, Ausgleichsflächen, Saumbiotope und Geländestrukturen zu pflegen und zu entwickeln. Damit würden Artenreichtum erhalten und verbessert. Das gemeinsame Vorgehen eröffne die Möglichkeit, Fördermittel zu aktivieren und Gemeinden einzubinden. Kommunale Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer sollen mehr Sensibilisierung und Qualifizierung bei der Biotoppflege erfahren, aber auch die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft im Naturschutz gestärkt werden, sagte Brechtel.
Bundesministerin Klöckner ging auf die Bedeutung der Biodiversität, also der biologischen Vielfalt ein, auch im Interesse der Kulturlandschaft. Es werde nicht ohne die Landwirtschaft funktionieren, aber auch nicht ohne die anderen Akteure des Naturschutzes. Klöckner forderte dazu auf, ihr Ideen zum Schutz der Kulturlandschaft zu übermitteln, „damit wir gemeinsam tatkräftig die Biodiversität regional, national und global fördern und die Artenvielfalt schützen.“ Sie freue sich, in Bornheim zu sein, wo Ortsbürgermeister Karl Keilen (CDU) schon seit 2014 das Thema Artenvielfalt und naturschutzfachliche Nutzung auf kommunalen Flächen voranbringe, Bornheim setze als Pilotgemeinde das „Eh-da-Konzept“ um. Das derzeit breit diskutierte Insektensterben sei gewissermaßen ein Synonym für einen Verlust der Artenvielfalt. Die Landwirtschaft dafür pauschal in die Verantwortung zu nehmen, das werde der Sache nicht gerecht. Die Ursachen seien vielfältiger und komplexer.
Mit Blick auf eine weiter wachsende Weltbevölkerung und damit eine steigenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln müsse Ziel sein, produktive landwirtschaftliche Flächen zu erhalten und gleichzeitig zusätzliche Lebensräume für die Artenvielfalt zu nutzen. Bei der Umsetzung werde die Digitalisierung helfen, denn sie sei der Schlüssel für die weitere Entwicklung der Arbeit des Landwirts und Winzers in den kommenden Jahren.
Reinhold Hörner, Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, betonte in der Podiumsdiskussion, dass die Landwirtschaft einen großen Beitrag zur biologischen Vielfalt leiste. Immer mehr Landwirte würden sich an Agrarum-weltprogrammen und Modellprojekten für die Artenvielfalt beteiligen. In der Struktur der südpfälzischen Landespflege werde jetzt ein weiteres Element eingefügt, die Arbeit der Ehrenamtlichen, erklärte Kurt von Nida, Vorstandsmitglied der Stiftung zum Schutz von Landschaft und Natur in der Südpfalz.
Dieter Zeiß, Vorsitzender der Stiftung, hob die breite Aufstellung der „Aktion Südpfalz-Biotope“ hervor. Naturschutzverbände, Landwirtschaft, Grundbesitzer, Behörden, Kommunalpolitiker und vor allem die Bevölkerung sollen im Interesse der Artenvielfalt und des Ökosystems in einem Boot sitzen. Auch für die BASF sei Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Nach Ansicht von Andreas Schumacher lassen sich moderne Landwirtschaft und Nachhaltigkeit in Einklang bringen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass schon kleine Maßnahmen positive Effekte bringen.“
Nachdenklich stimmte insbesondere der Meinungsbeitrag von Kurt von Nida, wonach die Einflüsse des Klimawandels in Zukunft immer schwieriger abzupuffern seien. Es drohe ein Kampf ums Grundwasser. Gemüseanbau agiere derzeit rücksichtslos. Künftig würden Acker- und Weinbau mit den Kommunen konkurrieren. Bodenfunktionen müssen durch intaktes Leben erhalten werden, sagte von Nida.
Text: DIE RHEINPFALZ